2. Fastensonntag (C)

Predigtimpuls

Nachhaltigkeit

1. Lesung: Gen 15,5-12
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Phil 3,17 - 4,1
Evangelium: Lk 9,28b-36

Schon am Beginn des Gottesdienstes sagte ich, dass man das im Evangelium Erzählte mit dem Begriff Nachhaltigkeit umreißen könnte. Diese Feststellung braucht ganz sicher eine nähere Erklärung. Aber zunächst einmal etwas zur Nachhaltigkeit. Dieser Begriff wird heute sehr oft gebraucht. Gemeint ist, dass Dinge, Maßnahmen, die geplant werden, eine längerfristige Wirkung haben sollen. In einer Welt, die immer schneller und oberflächlicher wird, gibt es das Bestreben, Bleibendes, Solides und Wertvolles zu schaffen. Der Trend mutet aber auch befremdlich an, denn unsere Welt lebt vom schnellen Wandel, vom Konsum, von der Austauschbarkeit. Und auf der anderen Seite gibt es diesen allzu menschlichen Willen, dass eine Sache bleibt, verlässlich ist und durchhält. Vielleicht erscheint ihnen mein kleines Beispiel als sehr banal, aber vielleicht wird es gerade deshalb verstanden und kann etwas verdeutlichen, was sonst sehr viele Worte zur Erklärung bräuchte. Wir alle wissen, dass heute Maschinen so gebaut werden, dass irgendeines ihrer Teile nach ein paar Jahren oder einer bestimmten Anzahl von Betriebsstunden einfach kaputt geht. Dann muss eine neue Maschine her, weil es keine Ersatzteile mehr gibt und auch niemanden mehr, der noch repariert. Das war einmal anders. Ich habe so eine Küchenmaschine, die noch von meiner Oma stammt. Sie arbeitet seit 45 Jahren und sie wird, wenn sie anständig behandelt wird, auch noch einmal 45 Jahre arbeiten. Sie wurde damals hergestellt, um nachhaltig zu sein, auch wenn damals niemand das so gesagt hätte. Zu der Zeit hat man von Qualität gesprochen, von guter Wertarbeit, die Generationen überdauern kann. Darauf war man damals stolz. Heute ist man eher stolz darauf, die Maschinen so zu manipulieren, dass sie bald den Geist aufgeben. Die Konjunktur muss ja angekurbelt werden, da stört so ein Gerät, das „unkaputtbar“ ist. Aber wir ahnen alle, dass es das nicht sein kann. Die Blase wird irgendwann platzen, und wir werden uns nach dem sehnen, was bleibt und hält. 

Was haben diese Gedanken mit unseren Lesungen zu tun? 

Der Brief an die Philipper spricht von den „Feinden des Kreuzes Christi“, die nach ihrem Bauch, ihrem irdischen Ansinnen leben. Das ist nicht die Verteufelung alles Irdischen, aber es ist ein Warnruf an alle, die zu kurz greifen, weil sie das Eigentliche aus dem Blick verlieren. Das Kreuz Christi ist dieses Eigentliche. Es ist nicht nur dieses Marterwerkzeug, das da in den Blick kommt; es ist Sinnbild für unsere menschliche Realität, unser Leben, unsere Bestimmung. Christus ist mit seinem ganzen Leben – und dazu gehört auch sein Gang hin zum Kreuz – der Garant für die Sinnhaftigkeit unseres Daseins, das im Letzten bei Gott eine Heimat haben wird. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Es geht nicht darum, das Irdische zu verachten. Es geht darum, ihm seinen rechten Platz in unserem Leben zu geben. Und dabei bleibt es ungeheuer wichtig, die „Gemeinschaft mit dem Herrn“ zu pflegen. Darauf muss immer wieder hingewiesen werden, weil es eine große Versuchung darstellt, bei unseren vielfältigen allzu irdischen Vorhaben diese „Gemeinschaft mit dem Herrn“ nicht in den Mittelpunkt zu stellen, sie zu vernachlässigen. 

Und im Evangelium geht es auch um den schnellen Effekt. Theologisch ist es natürlich klar, dass es sich hier um eine Vorschau auf das handelt, was Jesus erwarten wird: Er wird bei Gott sein. Nicht ewig wird seine Gegenwart unter den Jüngern dauern. Das ist auch der Grund, warum er die drei – Petrus, Jakobus und Johannes – mitnimmt auf diesen Berg und ihnen eine Lektion erteilt. 

Da ist strahlendes Licht; da sind die großen Gestalten der Vergangenheit: Mose und Elija. Das ist „Großes Kino“. Die Jünger schlafen aber. Die ganze Szene ist unwirklich, aber sie beinhaltet alles, was sich die drei hätten erträumen können. Und Petrus will den Moment dann festhalten, er will Hütten bauen, damit alles so bleibt, wie es sich in diesem einzigartigen Szenario darstellt. Aber das ist nicht die Wirklichkeit. Es ist ein Leuchtpunkt, eine Zusammenschau alles Guten. So ist die Welt aber nicht; so sind unsere Träume, unsere Wünsche. In Wahrheit liegt noch ein Weg vor allen Beteiligten: Vor Jesus, vor Petrus und den anderen, und auch vor uns. Deshalb kam auch dieser Schatten. Gott selbst mischt sich ein, um die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken. 

Nachhaltig kann sich dieser Schatten verziehen, wenn der Rat Gottes angenommen wird: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“  

Es geht nicht um das blendende Licht, das uns eine Welt vorgaukelt, die es so nicht gibt. Es geht um die ehrliche, gesunde und gehorsame Nachfolge Christi, der uns nachhaltig zum Heil führen will. Nach dieser Begegnung auf dem Berg der Verklärung hat er noch einen Weg zu gehen, der zu Kreuz und Auferstehung führen wird. Ein Weg, der noch viele Unebenheiten und Herausforderungen birgt. Aber auch ein Weg, der unbeirrt zu einem Leben führt, das vor Gott und den Menschen bestehen kann, weil es auf dem satten Grund des Glaubens an einen Gott steht, der die Menschen liebt und ihnen niemals etwas vormacht, was nicht ist und auch nicht sein kann: Dass Leben aus Träumen und Effekten besteht, die zwar den Moment hell erscheinen lassen, aber nicht die Kraft haben, das so wertvolle Ganze eines jeden menschlichen Lebens zu erleuchten. Ja, Gott will nachhaltiges Gutergehen für uns alle. Und das gibt es nur, wenn wir dem nachfolgen, der keiner Unwegbarkeit auswich und schnelllebige, nicht nachhaltige Lösungen in den Wind schlug, weil er immer sein heilbringendes Lebensziel im Auge behielt. Darin haben auch wir unseren Platz, nachhaltig und immer.

 

P. Fabian Conrad SVD